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Der Heilige Vater feierte am 16. April 2007 seinen 80. Geburtstag

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Am 25. April 2007 übergab  Rechtsanwalt Roger Zörb als Vorsitzender der "Gesellschaft zur Förderung öffentlicher Verantwortung" dem Heiligen Vater Papst  Benedikt XVI. im Rahmen einer Audienz auf dem Petersplatz die Festschrift anläßlich seines 80. Geburtstages. (Foto: L'Osservatore Romano)
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Anläßlich des 80. Geburtstages des Heiligen Vaters am 16. April 2007 haben wir Papst Benedikt XVI. mit dieser Festschrift eine kleine Lesefreude aus seiner deutschen Heimat bereitet.

 

 

Der „Gesellschaft zur Förderung Öffentlicher Verantwortung e. V.“ in Hamburg ist es gelungen, den Bruder Seiner Heiligkeit, Professor Dr. Georg Ratzinger, Apostolischer Protonotar und Domkapellmeister emeritus aus Regensburg, als Ehrenherausgeber zu gewinnen. Seine persönlichen Glückwünsche an seinen Bruder sind den Textbeiträgen der Autoren als Zierde dieser Publikation vorangestellt.

Die Textbeiträge sind ein „bunter Strauß“ aktueller Themen, die sich in einem weiten Sinne mit dem Thema „Renaissance des Glaubens“ beschäftigen. Hierbei hatte jeder Autor „freie Feder“ und die Möglichkeit, einen eigenen Schwerpunkt zu setzen. Dies ist vielfältig und zum Teil in eindrucksvoller persönlicher Art und Weise geschehen:

 

Die Meinungen zum Thema „Marktwirtschaft und Christentum“ sind in der Christenwelt nicht einhellig. Gern wird das Christentum gegen Marktwirtschaft und Unternehmertum ausgespielt. Für viele bekennende Christen ist es offenbar schwierig, Marktwirtschaft und Unternehmertum einen christlich-sozialen Charakter zuzugestehen. Diesen zeigt der erfolgreiche Unternehmer Dr. Patrick Adenauer in seinem Beitrag „Katholische Soziallehre, Marktwirtschaft und Unternehmertum“ auf.

 

„Kirchen als Wahrzeichen und Wahrheitszeichen“ lautet die Überschrift bei Helge Adolphsen. Der emeritierte Hauptpastor der Hamburger St.-Michaelis-Kirche hält ein eindringliches Plädoyer für die Sichtbarkeit der Religionen. Kirchen wie die Frauenkirche in Dresden, der Kölner Dom und der Hamburger Michel sind die großen urbanen Ikonen. Sie stehen gegen die Ikonen des Kapitals und des Konsums. Das Fazit: Macht den Glauben sichtbar!

 

Die christlichen Kirchen verlieren in hohem Maße ihre Gläubigen und ihren Einfluß auf das öffentliche Leben. Christliche Werte gelten immer weniger; es ist kennzeichnend, daß man in der Präambel des gescheiterten Verfassungsentwurfes der EU darauf verzichtet hat, einen Bezug auf Gott zu erwähnen. In diese kulturelle Disposition Europas tritt heute mit großer Vitalität der Islam ein. Mit der „Dialogischen Identität des Christentums gegenüber dem Islam“ beschäftigt sich Professor Dr. Dr. h. c. Heinrich Beck.

 

„Gott zählt die Seinen“ mahnt  Dr. Veronica Carstens. Gott spürt, wie wir denken; hört, was wir sprechen; sieht, wie wir handeln; verzeiht, wenn wir straucheln. Die ehemalige „First Lady“ der Bundesrepublik Deutschland warnt vor Resignation und weiß: Wunder sind jederzeit möglich.

 

Aus den Vorlesungen S. E. Joseph Cardinal Ratzinger, seinerzeit Cardinalpräfekt der Glaubenskongregation, im September 1985 anläßlich der „St. Georgener Gespräche“ in St. Georgen am Längsee zitiert Abt Gregor Ulrich Henckel Donnersmarck. Es sind Notizen und persönliche Aufzeichnungen des Autors, die dieser unter die Überschrift „Gedankensplitter, Fragmente und Zitate“ stellt. Eine Hinführung zum theologischen Denken des Heiligen Vaters.

 

Als Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CSU hat sich der Europa-abgeordnete Dr. Ingo Friedrich regelmäßig mit den Werken und Thesen des Heiligen Vaters beschäftigt. In seinem Beitrag „Die Renaissance des Glaubens“ sieht er die Christen in der Pflicht, sich zu den christlichen Grundwerten zu bekennen und diese auch standhaft zu vertreten, ohne die Toleranz zu mißachten. Der Zusammenhalt der Christen sei von existenzieller Bedeutung, denn gemeinsam sei es möglich, Gott in der Europäischen Verfassung doch noch zu verankern und die christliche abendländischen Werte in einer bedrohten und unsicher werdenden Welt zu verteidigen.

 

„Gibt es eine Wiederkehr der Religion?“, fragt der Bundestagsabgeordnete Norbert Geis unter der Überschrift „Erneuerung im Glauben“. Es gibt Skepsis, aber auch viele Anzeichen einer wachsenden Religiosität in Deutschland und in der westlichen Welt – und deshalb Hoffnung auf eine Zukunft, in der der Glaube in das tägliche Leben der Menschen zurückkehrt.

 

Der neue gewählte Papst Benedikt XVI. hat schnell begonnen, sich nicht nur die Herzen, sondern auch die Köpfe der Menschen zu erobern. Als Chef der Glaubenskongregation, so Pater Eberhard von Gemmingen SJ in seinem Beitrag „Herzen und Köpfe“, mußte er vor allem die Theorie vertreten und auf mögliche Fehlentwicklungen in Kirche und Gesellschaft hinweisen. Als Papst muß er die Praxis organisieren und er weiß, daß seit Adam und Evas Sündenfall Theorie und Praxis mitunter auseinanderklaffen.

 

Pater Lothar Groppe SJ beschäftigt sich unter dem Aspekt „Vom Glaubenswächter zum Hirten der Kirche“  mit dem Werdegang des „Papstes aus Deutschland“ und kommt zu dem Ergebnis: Benedikt möchte versöhnen, nicht spalten. Wie auch immer die entscheidenden Stationen seines Pontifikats verlaufen, sie werden geprägt sein von seiner Besinnung auf das Wesentliche, denn nur so kann man sich der „Gotteskirche“ stellen, die der Papst als die große Herausforderung der Christenheit am Beginn des dritten Jahrtausends sieht.

 

Der Dialog der Religionen fordert uns heraus, auf die Sehnsucht zu hören, die sich in den anderen Religionen ausdrückt. Zugleich ist der Dialog mit anderen Religionen aber auch die Einladung, nach dem Wesen des Christlichen zu suchen. Was ist das, was uns verbindet? Und was ist das, was unseren christlichen Glauben auszeichnet? Welche Botschaft können wir heute so verkünden, daß sie dem Geheimnis Jesu Christi entspricht und zugleich die Sehnsucht der Menschen anspricht? Antworten auf diese Fragen bietet Pater Anselm Grün OSB in seinem Beitrag „Paulus und das Wesen des Christlichen“.

 

„Der fehlende Gottesbezug in der Europäischen Verfassung“ lautet die Überschrift S. K. H. Dr. Otto von Habsburgs, den er gleichsam als historischen Fehler bezeichnet. Die Menschen fühlen, daß es sich um eine grundsätzliche Entscheidung für ihre Zukunft handelt. Es ist unleugbar, daß Europa ein christlicher Kontinent ist. Schaltet man das Christentum aus den Überlegungen und Wertebezügen aus, entsteht eine Fehlkonstruktion.

 

Dr. Günter Kießling lebt als Soldat, der sich zu Christus bekennt. Manche mögen fragen: Ist das nicht ein Widerspruch? Über dieses Spannungsverhältnis berichtet der ehemalige Vier-Sterne-General in einen Vortrag, den er vor 25 Jahren unter das Thema  „Bewußt Christ und Soldat“ gestellt hat. Bei der Auseinandersetzung unter Christen um den Dienst des Soldaten geht es im Kern um die Auslegung der Bergpredigt. Die fordert zur Verneinung der Gewalt und zur Feindesliebe auf. Welch eine Herausforderung vor allem an den führenden Soldaten, der seinem christlichen Bekenntnis gerecht werden will.

 

Als Jugendpsychotherapeutin hat Christa Meves seit 1968 mit wachsendem Entsetzen der Erfahrung gegenüber gestanden, daß die „Schlange“, der Geist des Renegaten, des Zerstörerischen, vom letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts an dazu angesetzt hat, den Nachkommen der Eva – wie es bereits in der Genesis heißt – „in die Ferse zu treffen“, um sie zu vergiften. „Schwächelt die alten Schlange?“ nun, fragt die Autorin und hofft auf die Geburt einer neuen gereinigten Menschlichkeit aus dem Geist der Hingabe an Gott.

 

In Deutschland scheint jeglicher organisierter Konservatismus erloschen. Als Reaktion auf die 68er-Bewegung wurde versucht, den Konservatismus wiederzubeleben, doch stellte sich heraus, daß Medien, Universitäten, Parteien und das Verlagswesen entschlossen und fähig sind, dem einen Riegel vorzuschieben. Der Konservatismus hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing schaut in die Ferne und beleuchtet das Thema „Konservatismus und Religion – von Burke bis Solschenizyn“.

 

Wenn Papst Benedikt XVI. in diesem Jahr aus europäischem Anlaß in der deutschen Haupt- und preußischen Residenzstadt Berlin weilt, dürfte auch das Kapitel „Preußen und die Katholiken“ um wichtige Passagen erweitert werden. Dem „deutschen Papst“ liegt in bewegter Zeit das Christentum am Herzen und der Europagedanke im Sinn. Bis hierher und nicht weiter, sollte das Motto im Widerstreit gegen eine zunehmend entchristlichte Welt lauten; von hieraus endlich weiter, müßte auf dem Europa-Banner stehen, so der überzeugte Preuße Volker Tschapke in seinen Ausführungen, die er unter das bekannte Zitat „Die Religionen müssen alle tolerieret werden“ Friedrichs des Großen gestellt hat.

 

Hubert Schulte-Kemper zeigt als erfolgreicher Banker auf, daß Glaube ein großes Thema in Deutschland ist und Einfluß auf alle Bereiche des privaten und öffentlichen Lebens hat. Wir befinden uns in einer Umbruchphase, in der althergebrachte Vor-stellungen von Religion, Glauben, Kirche und Moral sich verändern. Die Menschen passen etablierte, zeitlose Tugenden dem aktuellen Weltbild bzw. den heutigen politi-schen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen an und schaffen so  neue Formen von Glauben und Ethik. Insofern sind auch Glaube und Wirtschaft keine konträren Begriffe, sondern beeinflussen sich gegenseitig und geben sich immer wieder neue Impulse – im besten Fall ergänzen sie sich sinnvoll.

 

In Europa bestimmt heute ein materialistisches Grundbewußtsein wesentlich Sein und Handeln, meint der Herausgeber Roger Zörb in seinem Aufsatz „Von den Dimensionen des Menschen“. Er führt dies zurück auf die heute gültige Auffassung vom Menschen in seiner Dreigliederung in Körper, Seele und Geist und beschreibt den Verlust und die Bedeutung der vierten Dimension: des Geistig-Religiösen, des Logos. Die Rückkehr zur vierten Dimension führt zu einem neuen Bezug zur Offenbarung, wie Johannes, der Lieblingsjünger des Herrn, sie uns überlieferte. Diese Wiederkunft der Johanneischen Botschaft könnte endlich die Geburt wahrer Brüderlichkeit sein, deren Durchbruch die Aufklärung nicht zustande brachte.

 

Im Anschluß finden sich Informationen zu den Autoren.

 

Im zweiten Teil der Festschrift gratulieren in einer umfangreichen tabula  gratulatoria zahlreiche Persönlichkeiten, angeführt von Domkapellmeister Professor Dr. Georg Ratzinger, dem Heiligen Vater namentlich zu seinem Ehrentag – darunter 18 Einwohner aus seiner Geburtsstadt Marktl am Inn.

 

Wir wünschen dem Heiligen Vater und allen Leserinnen und Lesern unserer Festschrift eine angenehme Lektüre.

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